Denkmal Stigma erinnert an ehemaligen Sitz der Gestapo
200 Quadratmeter große Bodenskulptur an der Stadthausbrücke „meißelt Geschichte in Stein“
Mit einer bauhistorischen Ausstellung im Arkadengang an der Stadthausbrücke blickt die Hansestadt auf ihre bewegte Geschichte zurück. Die war im Wesentlichen geprägt durch ihre Eigenschaft als Hafenstadt. Aber auch die Zeit des Nationalsozialismus tiefe Spuren hinterlassen. Jetzt erinnert die großflächige Bodenskulptur Stigma des Hamburger Künstlerinnenduos missing icons an der Ecke Stadthausbrücke/Neuer Wall an die Rolle der Stadthöfe, die während der NS-Zeit Hauptsitz der Gestapo war.
Zwischen 1933 und 1945 verfolgte sie als Geheime Staatspolizei politisch anders Denkende und unterstützte so maßgeblich die Verbrechen des diktatorischen Regimes. Für die Skulptur wurden auf 200 Quadratmetern der aus Granitplatten bestehende Fußweg aufgebrochen und entlang der Bruchkanten mit weichem, hellrotem Gummigranulat aufgefüllt.
missing icons
Die Künstlerinnen Andrea Knobloch und Ute Vorkoeper arbeiten seit 2013 zusammen an bildnerisch-bildhauerischen Projekten. Im Jahr 2017 gründeten sie das Label missing icons. Sie beschäftigen sich damit, Verdrängtes, Verschwundenes, Unbestimmtes und Unvorstellbares im öffentlichen Raum zu materialisieren. 2019 gewann das Duo mit dem Entwurf für Stigma den ersten Preis eines künstlerischen Wettbewerbs, den die Behörde für Kultur und Medien ausgeschrieben hatte.
Granit ist kein Papier
„Granit ist kein Papier! Die Realisation von Stigma war eine härtere und längere Kraftanstrengung als gedacht. Um die Randsteine des Reliefs herzustellen, wurden die acht Zentimeter starken Granitplatten mit einer Trennscheibe vorgefräst und dann mit dem Spalteisen individuell gebrochen. Die Außenkante des Reliefs entwickelte sich durch wiederholtes Aus- und Umlegen der schweren Bruchsteine. Nach Fertigstellung der Form wurden die Zwischenräume in zwei Schichten mit Granulat und Splitt verfüllt. Dieser Prozess verlangte Geduld – wir waren vom Wetter abhängig“, so Andrea Knobloch und Ute Vorkoeper.
Fotos: © Beate Eckert-Kraft – www.imajix.de