Dokumentationszentrum denk.mal Hannoverscher Bahnhof bekommt eigenen Standort
Mediationsverfahren bringt Lösung im Konflikt zwischen Verbänden und Bauherrn
Im Mai 2017 wurde der Gedenkort denk.mal Hannoverscher Bahnhof im Lohsepark an der Steinschanze eingeweiht. Er soll an den Ort erinnern, an das nationalsozialistischen Regime zwischen 1940 bis 1945 über 8.000 Juden, Roma und Sinti deportiert hatte. Ein Dokumentationszentrum sollte als zentraler Lernort ursprünglich im Erdgeschoss eines Gebäudes am Lohsepark, Ecke Steinschanze entstehen. Nachdem der Bauherr die Flächen oberhalb des Dokumentationszentrums an die Wintershall Dea AG vermietet hatte, gab es Kritik an dem geplanten Standort, da die Vorgängerunternehmen strategisch von der Machtübernahme der Nationalsozialisten profitiert hatten. Nun soll das Dokumentationszentrum an einem eigenständigen Standort am Lohsepark entstehen.
Eigentlich war die Eröffnung für 2023 geplant. In die Planungen waren Vertreterinnen und Vertreter der Roma und Cinti Union, des Landesvereins der Sinti, des Auschwitz Komitee in der B.R.D. und der Jüdischen Gemeinden sowie der Initiative Stolpersteine einbezogen. Nach der Bekanntgabe, dass Bauherr Müller-Spreer & Co die Flächen oberhalb des Dokumentationszentrums an die Wintershall Dea AG vermietet hatte, gab es Protest, da die unmittelbare Nachbarschaft zu dem Unternehmen für die Verbände nicht darstellbar war. Die Vorgängerfirmen der 2019 fusionierten Firmen Wintershall und DEA waren für die Kriegswirtschaft strategisch wichtige Unternehmen und hatten von der Machtübernahme der Nationalsozialisten profitiert. Dabei hatten beide Unternehmen auch Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter eingesetzt.
In aller Öffentlichkeit
Im Rahmen eines von der Behörde für Kultur und Medien eingebrachten Mediationsverfahrens wurde nach einer einvernehmlichen Lösung für einen neuen Standort für das Dokumentationszentrum gesucht. Herr Müller-Spreer hat zugesagt, auf eigene Kosten für das Dokumentationszentrum ein zweigeschossiges Gebäude für die Stadt zu errichten. Die Stadt stellt dafür ein Grundstück in nördlicher Verlängerung des Gedenkortes, der Fuge, die den historischen Gleisverlauf abbildet zur Verfügung. Das Dokumentationszentrum erhält dabei eine Ausstellungsfläche sowie Seminarräume, Arbeitsräume und Verkehrsflächen. Die Ausstellung soll mit dem Titel In aller Öffentlichkeit die inhaltliche Ausrichtung beschreiben.
Bereits in diesem Jahr soll ein Gestaltungswettbewerb die Planung des Gebäudes vorantreiben. Die Eröffnung ist nun für 2026 vorgesehen. Kultursenator Dr. Carsten Brosda ist froh über die Lösung: „Uns war von Beginn an wichtig, das Dokumentationszentrum im engen Austausch mit den Verbänden zu realisieren. Insofern bin ich froh, dass wir dank des Mediationsverfahrens nun eine Lösung gefunden haben, mit der wir diesen wichtigen Ort des Erinnerns weiter gemeinsam umsetzen können. Ich danke allen Beteiligten für die konstruktive Zusammenarbeit unter der Mediation von Birgit Voßkühler. Die Lösung bietet die Chance, dass Gedenken an diesem für Hamburg so wichtigen und zentralen Ort zu stärken und so die öffentliche Auseinandersetzung mit den Verbrechen zu fördern, die, wie es in der Ausstellung heißt, in aller Öffentlichkeit begangen wurden.“
Fotos: © Beate Eckert-Kraft – www.imajix.de