Bernd Hollerbach neuer Trainer des HSV
Mit Medizinbällen zum Klassenerhalt?
Bernd Hollerbach hat heute das Training beim vom Abstieg bedrohten Bundesligisten Hamburger SV aufgenommen. Noch vor der Pressekonferenz, auf der er sich den Medien vorstellte, machte er sich einen Eindruck von seiner neuen Mannschaft. „Ich habe hart dafür gearbeitet. Ich bin stolz, zurück zu sein“, kommentierte der 48-jährige Fußballlehrer seine Rückkehr zu seiner alten Wirkungsstätte.
Hollerbach spielte von 1996 bis 2004 für die Hamburger. Vorher stand er zwei Jahre in den Diensten des FC St. Pauli. Als Abwehrspieler hatte er sich mit 98 Gelben Karten den Spitznamen „Holleraxt“ erworben. „An mir kommt entweder Spieler oder der Ball vorbei, aber nie beide“, dokumentierte er einmal seine Einstellung zum Fußball. In jedem Fall stand seine Ära beim HSV für bessere Zeiten.
Seine Trainerkarriere begann er beim VfL 93 in Hamburg. 2006 wechselte er zum Regionalligisten VfB Lübeck. Als Co-Trainer unter Felix Magath wurde er mit dem VfL Wolfsburg 2009 Deutscher Meister. Gemeinsam mit Magath wechselte er 2009 zum FC Schalke 04. Die gemeinsame Zeit mit „Quälix“ lässt den Schluss zu, dass bei ihm die harte Arbeit im Vordergrund steht. Ihn aber darauf zu reduzieren, wäre zu einfach.
Zwei Aufstiege mit den Würzburger Kickers
Als Trainer seines Heimatvereins Würzburger Kickers entwickelte er seinen eigenen Stil und zeichnete sich auch durch eine hohe taktische Variabilität aus. „Ich habe von Felix viel gelernt, aber jeder Trainer hat seine eigene Persönlichkeit und man muss gegenüber der Mannschaft auch authentisch sein“, sagt Hollerbach zu seiner Zeit mit Magath.
Mit den Kickers schaffte er als Sportdirektor und Trainer mit zwei Aufstiegen in Folge den Sprung von der 4. in die 2. Liga. Nachdem sein Team in der 2. Liga eine beeindruckende Hinrunde hinlegte, war es in der zweiten Saisonhälfte in den Tabellenkeller gerutscht. Nach dem direkten Abstieg trat der Franke im Mai 2017 zurück.
Wie Hollerbach den HSV retten will
Bei seiner Arbeit in Würzburg zeigte er, dass er aus wenig viel machen kann und weckte damit das Interesse von Sportdirektor Jens Todt: „Er hat es mit Würzburg geschafft, eine Einheit zu formen. Er legt viel Wert darauf, dass die Gruppe funktioniert und dass man sich für die Gruppe verantwortlich fühlt.“
Das sieht Hollerbach auch bei seiner Mission, den HSV vor dem Abstieg zu retten, als wesentliche Herausforderung an: „Es kommt darauf an, dass wir uns als Einheit präsentieren, dass wir Ordnung auf dem Platz kriegen und mehr Stabilität haben. Ich werde viele Gespräche führen, weil die Mannschaft wohl auch durch die vielen Negativerlebnisse verunsichert ist. Ich muss die Mannschaft besser kennenlernen.“ Bei den Positionen ist alles wieder offen – auch bei den Torhütern.
Im Umgang mit den Spielern erwartet er Disziplin, setzt dabei aber eher auf eine natürliche Autorität als auf Autoritarismus: „Ich reagiere immer darauf, was die Spieler mir anbieten.“ Dabei weiß er auch, was auf ihn zukommt: „Ich habe, weil ich HSVer bin, den HSV immer beobachtet.“
Reicht die Qualität des Kaders?
Der Kauf neuer Spieler in der Winterpause steht noch nicht an. „Der Trainer soll sich erstmal einen Überblick über den Kader machen. Wir werden in den nächsten Tagen über den Kader reden“, sagt Todt. Auch der wechselwillige Brasilianer soll möglichst gehalten werden: „Wir sind daran interessiert, das Walace bei uns bleibt.“
Der Hamburger SV hat mit den Spielen in Leipzig, Dortmund und Bremen sowie gegen Hannover und Leverkusen ein hartes Programm vor der Brust. Der Ausgang dieser Partien kann schon wegweisend sein, ob der Klassenerhalt mit der Mannschaft möglich ist. Wunderdinge sind durch einen Trainerwechsel nicht zu erwarten. Jens Todt räumt ein, dass die Situation auch durch strukturelle Probleme entstanden ist: „Wenn man nach 19 Spieltagen mit 15 Punkten ganz unten steht, dann sind einige Fehler passiert. Wir hinterfragen uns immer.“
Im Sinne des Hamburger SV würde man sich wünschen, dass von der Vereinsführung bis auf den Platz an einem Strang gezogen und eine einheitliche Strategie verfolgt wird. Im Jugend-Bereich, wo Bernhard Peters die Fäden in der Hand hält, trägt das zarte Pflänzchen bereits Früchte.