Mit Jordi Savall auf den Routen der Sklaverei
Sklaverei ist vor mehr als 5000 Jahren entstanden und scheint eng verbunden mit der Entstehung von Staaten und Schrift. Der katalanische Gambist JORDI SAVALL hat sich im Rahmen des Festival Transatlantik mit den Routen der Sklaverei vor allem zwischen 1444 und 1888 beschäftigt. In dem Zeitraum wurden bis zum Verbot der Sklaverei mehr als 25 Millionen Afrikaner von den europäischen Mächten verschleppt und versklavt. In dem Konzert vermischen sich Berichte von Augenzeugen mit der Musiktradition der Herkunftsländer und der klassischen Musik aus Renaissance und Barock.
Savall, der sich als Forscher und Interpret vor allem Alter Musik versteht, wurde 2008 gemeinsam mit Monserrat Figueras zum Botschafter der Europäischen Union für den kulturellen Dialog und in 2010 mit dem Prätorius Preis Niedersachsen in der Kategorie Internationaler Friedensmusikpreis ausgezeichnet.
In seinem Konzert, das er gemeinsam mit seinen Ensembles HESPÈRION XXI,TEMBEMBE ENSAMBLE CONTINUO und der Sängerin JULIA
LEZHNEVA im Großen saal der Elbphilharmonie präsentierte, vermittelt die Botschaft, dass die durch die Sklaverei aufrechterhaltenen Machtstrukturen in Formen wie Kolonialisierung, Kinderarbeit und Prostitution bis hin zum Rassismus fortgesetzt haben.
Die aus ihrer Lebensumgebung entrissenen Sklaven haben mit dem Erhalt ihrer Musik und ihrer Tänze den Verlust ihrer Identität verhindert. In der Gesprächsrunde im Rahmen der Reihe Bunkerrauschen fasste er am Abend vor dem Konzert seine Motivation, sich intensiv mit Musik zu beschäftigen, kurz zusammen: „Wenn Musik diese Kraft hat, will ich Musiker werden.“
Die Ursprünge der afrikanischen Musik prägen heutige Musikrichtungen wie Jazz, Rock und Soul immens. Die Stilistiken haben sich aus den Worksongs der nordamerikanischen Sklaven auf den Baumwollfeldern über den Blues entwickelt. Aus der Mischung afrikanischer Melodik und europäischer Harmonik ging die die Blue Notes hervor, die in viele moderne Stilistiken Einzug gehalten hat.
Savall beschäftigt sich auf seiner Route mehr mit den früheren Epochen, als die portugiesischen und spanischen Seefahrer den neuzeitlichen Handel mit afrikanischen Sklaven begannen. Der wurde besonders um 1500 nach der Entdeckung der Neuen Welt ausgeweitet, um die weitaus weniger hohe Arbeitskraft der Indios durch die wiederstandsfähigeren Afrikaner zu ersetzen. danach beteiligten sich nahezu alle großen europäischen Nationen an den Sklavenhandel. So hinterließen die Verschleppten nicht nur die Ergebnisse ihrer Arbeitskraft, sondern auch viele Aspekte ihrer Kultur und Musik, die angesichts der Ausbeutung und Gewalt, die den Betroffenen entgegengebracht wurde, eine unglaubliche Vitalität und Gefühlstiefe transportieren.