Knäbel ersetzt Zinnbauer im Abstiegskampf
Wer am Freitag nach dem 0:1 des HSV gegen Berlin in der 84. Minute in „Joe“ Zinnbauers Gesicht sehen konnte, konnte sofort erahnen, was in ihm vorgeht. Einen Moment wichen Anspannung, Hoffnung und Konzentration aus dem Blick, der nur noch „Das war’s“ zu sagen schien.
Nun ist also die Entscheidung gefallen, wieder einmal den Begriff „Kontinuität“ sehr kreativ auslegend.
Zinnbauer muss gehen und bis zum Saisonende soll kein „Feuerwehrmann“ die Dinge richten, sondern der Direktor Sport, Peter Knäbel soll den Abstieg verhindern. Die Lösung ist schon etwas überraschend, da Knäbel Trainererfahrung bisher weitgehend im Nachwuchsbereich gesammelt hat. Allerdings hat er beim Schweizer Verband eng mit Ottmar Hitzfeld zusammengearbeitet, der ihm bei Sky 90 auch sehr gute theoretische Kenntnisse bescheinigt hat.
Reicht das, um ein verunsichertes, inzwischen im Angriff komplett harmloses Team wieder soweit auf die Beine zu bringen, um den ersten Abstieg des HSV nach 52 Jahren Bundesligazugehörigkeit zu verhindern? Der Vorteil der „internen Lösung“ ist, dass er als Sportdirektor das Team seit Monaten hautnah auf der bank miterlebt hat und mit Zinnbauer die letzten Monate im engen Austausch gewesen ist. Kann er den Abstieg verhindern, kann für die kommende Saison vielleicht eine Wunschlösung wie der Ex-Mainzer Trainer Thomas Tuchel präsentiert werden, der allerdings momentan wohl das begehrteste Objekt auf dem Trainermarkt ist und sich den verein praktisch aussuchen kann. Auch die Rückehr Bruno Labbadia, der seit seiner Trainerzeit beim HSV in der Saison 2009/2010 in Hamburg lebt wäre offenbar eine Option.
Kompliziert sieht die Situation bei einem Abstieg aus. Es wäre unwahrscheinlich, dass Knäbel in dem Fall wieder auf seien alten Posten zurückkehren könnte. Dann wären praktisch zwei Positionen auf einen Schlag verbrannt, die eine den Aufbruch in eine hoffnungsvolle Zukunft einläuten sollten: „Joe“ Zinnbauer hatte mit der U23 eine furiose Entwicklung im Nachwuchsbereich ausgelöst, indem er fast ohne Punktverlust durch die 4. Liga marschiert war. Nach der Ablösung von Mirko Slomka im September übernahm er die Leistungsträger der U23 in den Profikader. Seitdem ist der Glanz der Mannschaft erblasst und von Aufstieg spricht niemand mehr. In seinem Vertrag ist eine Klausel, dass er in den Nachwuchsbereich zurückkehren kann. Dazu konnte er sich offenbar nicht gleich entscheiden.
Auch das für die Planung einer hoffnungsvollen Zukunft angetretene strategische Dreieck mit Beiersdorfer, Knäbel und Peters ist dann in Gefahr. der Verein geht also ein hohes Risiko, das was er vorn aufbauen wollte, hinten herum wieder zu zerschießen. Hoffen wir also, dass sich die Entscheidung als richtig herausstellt und die nächsten Jahre ruhiger ablaufen.