Udo Lindenberg wird Ehrenbürger von Hamburg

08. September 2022 08:42 contrast media Aktuelles,Gesellschaft,Kunst,Musik , , , ,

Bürgermeister Peter Tschentscher überreicht Udo Lindenberg die Ehrenbürger-Urkunde

Konzertparty statt „Steifftierkongress“ im Rathaus

Udo Lindenberg ist neuer Ehrenbürger von Hamburg. Damit teilt er sich die höchste Auszeichnung mit 36 Personen aus dem öffentlichen Leben, die besondere Verdienste für die Hansestadt vorweisen können. Er ist nach Johannes Brahms der erste Musiker, dem die Würde zuteil wird. Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher überreichte dem Sänger Komponisten, Drummer, Schriftsteller und Maler die Urkunde gestern im Hamburger Rathaus Mit Ausnahme der AfD-Fraktion hatte sein Antrag in der Bürgerschaft breite Zustimmung erfahren.

Mit einer launigen Rede ließ der 1946 in Gronau geborene Musiker dann auch keine Zweifel aufkommen, dass die Ehrung im Großen Festsaal nicht zu einem „Steifftierkongress“ wird. Stattdessen schilderte Lindenberg, warum Hamburg zu seiner Heimat geworden ist. Er war 1968 mit 100 Mark und zwei Drumsticks in die Hansestadt gekommen, um hier seinen Durchbruch als Musiker zu schaffen. „Hamburg war für mich Fernweh und Heimweh zugleich.“

Wie Hamburg zu Udo Lindenbergs Heimat wird

Obwohl er schon früh die ersten Jobs als Drummer bekam, stellte sich der wirtschaftliche Erfolg erst später ein. Auf dem Weg dahin traf er aber die Musiker, mit denen er maßgeblich die über die Stadttore hinaus bekannte Hamburger Szene begründete, die sich zu Beginn der 1970er Jahre um den an der Ecke Eppendorfer Baum/Lehmweg gelegene Kultclub „Onkel Pö“ entwickelte. Aus ihr gingen Musiker wie Inga Rumpf, Otto Waalkes, Marius Müller-Westernhagen, Gottfried Böttger und „Teufelsgeiger“ Lonzo sowie die Bands Frumpy und City Preachers hervor. Mit Musikern wie Klaus Doldinger und Peter Herboltzheimer machte er sich als Jazz-Drummer einen Namen. Er spielt das Schlagzeug auf der legendären Titelmelodie der Serie Tatort.

Aber das reichte dem kreativen Kopf nicht Udo Lindenberg suchte immer seinen eigenen Weg und fing an, Texte zu schreiben – zuerst in englisch, aber da gab es Rockmusiker wie Sand am Meer. Er merkte schnell, dass er das, was er sagen will, besser in deutschen Texten ausdrücken kann. Dabei entwickelte er seine ganz eigene Sprache, die zusammen mit seiner rauchigen Stimme und der „nuscheligen“ Aussprache zu seinem Markenzeichen wurde. Mit dem Panikorchester schieb er Hits wie Alles klar auf der Andrea Doria. Fortan war er eine der prägenden Persönlichkeiten des Deutschrock und zahlreiche seiner Tonträger erreichten Gold-Status.

Aber es ging nicht immer nur bergauf. Der Erfolgsdruck, Alkohol- und Drogenkonsum und eine exzessive Lebensweise führten immer weder in persönliche Krisen. Genau die wusste Udo Lindenberg aber immer wieder kreativ zu verarbeiten und in Erfolge umzuwandeln. Er versuchte nie, sich in einem anderen Licht darzustellen. Letztendlich ist alles Teil seiner Kunstfigur.

Wendezeit

In der Zeit der Wende betätigte er sich auch zunehmend politisch. Mit Songs wie Sonderzug nach Pankow setzte er sich für die Wiedervereinigung ein. Im Zuge der Bemühungen überreichte Lindenberg 1987 dem Staatschef der DDR Erich Honecker eine Lederjacke und eine Gitarre und bekam im Gegenzug eine Schalmei. Auch sein Musical Hinter dem Horizont beschäftigt sich mit der Deutsch-Deutschen Beziehung zu Wendezeiten. Sein Traum, einmal in der DDR auftreten zu können wurde aber niemals wahr. Ein bereits anberaumtes Konzert war 1984 abgesagt worden.

Obwohl er teilweise auch in München und Berlin lebte, zog es ihn immer wieder nach Hamburg. In dem Song Reeperbahn beschreibt Lindenberg sein Verhältnis zur Hansestadt mit den Worten „Reeperbahn, du alte Gangsterbraut, ich bin wieder da“.

Ständchen von Jan Delay, Johannes Oerding und Gospeltrain

Nachdem Udo Lindenberg 2016 bereits in seiner Geburtsstadt Gronau mit der Ehrenbürgerwürde ausgezeichnet wurde, ist er nun der 37. Ehrenbürger Hamburgs. Corny Littmann hielt eine Laudatio. Die noch lebenden Ehrenbürger Kirsten Boie, John Neumayer und Michael Otto waren anwesend. Zudem gab auch seine „neue Rentnerband“ Gospeltrain ein Ständchen. Mit den Auftritten von Johannes Oerding und Jan Delay wurde die Veranstaltung endgültig zu eines Party im Hamburger Rathaus, die Jan Delay mit dem Song Reeperbahn beendete. Ein Ehrenbürger konnte nicht anwesend sein. Uwe Seeler war am 21. August verstorben. Udo Lindenberg war sicher, dass der „von oben zuschaut“ und versprach zu seinem 100. Geburtstag mit seiner „Rentnerband“ im „Uwe-Seeler-Stadion“ aufzutreten.

Foto: © Beate Eckert-Kraft – www.imajix.de

Related Images: