John Scofield begeistert in der Elbphilharmonie
Leise Töne – großer Klang
Mit einem Solo-Konzert im Kleinen Saal hat der amerikanische Gitarrist John Scofield der Elbphilharmonie ein besonderes Geburtstagsgeschenk gemacht. Mit seinem leicht angezerrten Sound begeisterte der Großmeister des Fusion, der bereits mit zahlreichen Größen des Jazz auf der Bühne stand, nach anfänglicher Nervosität das Hamburger Publikum. Dabei führte er in seinem Programm mit einer Mischung aus Standards und eigenen Kompositionen durch zahlreiche Stilistiken, die der 1951 in Ohio geborene Musiker durchlaufen und mitgestaltet hat.
In seiner Zusammenarbeit mit Musikern wie Miles Davis, Bill Frisell, Pat Mentheny, Herbie Hancock, Jim Hall, Jack de Johnette, Charlie Haden oder Ron Carter hat John Scofield dem modernen Jazz mit seiner stilistischen Vielfalt seinen Stempel aufgedrückt und die Entwicklung des Fusion weitgehend mit geprägt. Bevor er Ende der 1970er Jahre eigene Projekte leitete, nahm er verschiedene Einflüsse auf, die zu seiner heutigen stilistischen Vielfalt beitrugen. Nachdem Scofield mit 11 Jahren das Gitarrespielen begann, kam er über den Folk und die Beatles zu Blues-Gitarristen wie B. B. King. Später beeinflussten ihn Bands wie Cream oder The Doors. Besonders beeindruckt war er von dem orchestralen Gitarrenspiel von Jimi Hendrix. 1970 studierte Scofield unter dem Vibraphonisten Gary Burton am Berklee College of Music Jazz.
John Scofield greift in die Gitarren-Trickkiste
Auch bei seinem Solo-Auftritt in der Elbphilharmonie griff der Musiker tief in die Trickkiste. Sowohl klanglich, als auch in seinen stark phrasierten musikalischen Läufen gab es immer wieder überraschende Wendungen. Dabei begleitete er sich selbst mit rhythmischen Phrasen, die er über Sampler live einspielte und als Background laufen ließ. Mit einer Mischung aus verschiedenen Fingerpicking-Techniken, akzentuiertem Plektrumspiel und mit Slap-Technik erzeugten perkussiven Klängen unterhielt er die Besucher mit einem variablen Programm. Dabei setzte er auch seine Stimme ein – meist mit rezitativ vorgetragenen Phrasen.
Alles handgemacht
Die klangliche Vielfalt resultierte dabei weniger aus zahlreichen Effekten, sondern aus unterschiedlichen Spieltechniken, die er zeitweise gleichzeitig nutzte. Sein Equipment mit einer halbakustischen Ibanez A 200 mit zwei Humbucker Pickups, zwei Mesa Boogie Verstärkern und einigen Fußpedal-Effekten erzeugte im Kleinen Saal einen warmen, intimen Klang. Mit dem Boomerang Loop Sampler spielte Scofield rhythmische Phrasen ein. Bei den Rhythmus-Passagen, die er mit dem Daumen anschlug, erzeugte er einen weichen Klang, über dem sich seine mit Plektrum gespielten Melodielinien gut absetzten. In anderen Fällen bildeten dem Folk entlehnte Fingerpicking Riffs die rhythmische Basis. Das melodische Spiel, das mit mit farbenreicher Harmonik eine unglaubliche Vielschichtigkeit aufwies, reicherte der 70-Jährige mit mit den Fingern erzeugten polyphonen Einwürfen an.
Nach mehr als einer Stunde und einer Zugabe beendete John Scofield das Konzert. „Ich habe die letzten beiden Jahre nur zu Hause gesessen. Ich war sehr nervös“, gab Scofield unumwunden zu.
Foto: © Daniel Dittus