Hamburgs Profisportvereine suchen Gespräch mit der Behörde
Forderung nach mehr Klarheit und Planbarkeit bei Profisport-Veranstaltungen
Am Montag, dem 10. Januar 2022 tritt die neue Eindämmungsverordnung zur Bekämpfung der COVID-19 Pandemie in Kraft. Aufgrund der am Dienstag beschlossenen Regelungen des Hamburger Senats wurden auch die Zuschauerzahlen für Kultur- und Sportveranstaltungen geregelt. Aufgrund der Dynamik durch die rasche Verbreitung der Omikron-Variante in Hamburg hat die Stadt beschlossen, dass für Veranstaltungen weitgehend die 2G-Plus-Regel gelten soll. Das gilt für Kultur- wie Sportveranstaltungen. Allerdings gehen dabei Hamburgs Profisportvereine bisher leer aus. Um Reisetätigkeiten von Fangruppen zu unterbinden, sind bei den Bundesliga-Vereinen ab Montag bei Heimspielen keine Zuschauer mehr zugelassen.
Ungleichgewicht im Amateur- und Profisport
Während Teilnehmerzahlen für allgemeine Veranstaltungen sowie Sport mit Publikum auf 200 Personen in Innenräumen und bei Außenveranstaltungen eine Obergrenze von 1.000 Personen gilt, muss der Profisport ohne Zuschauer auskommen. Das hat für die Bundesliga-Vereine der „Sportstadt Hamburg“ massive wirtschaftliche Konsequenzen. Daher haben Hamburgs Profisportvereine das Angebot der Behörde für Inneres und Sport zu einem klärenden Gespräch angenommen.
Der Hamburger SV, der FC St. Pauli, die Hamburg Towers, der Handball SV Hamburg und die Crocodiles wollen mit der Behörde vor allem über einen klaren und für alle Veranstalter aus den Bereichen Sport und Kultur gültigen Weg für die kommenden Wochen und Monate sprechen, um die Planbarkeit von Veranstaltungen zu gewährleisten und eine Gleichbehandlung – auch was die Hygienekonzepte angeht – mit anderen Veranstaltern zu erreichen. Dabei sollen transparente Erkenntnisse aus wissenschaftlicher Expertise auch im Vergleich zu anderen Bundesländern und europäischen Ländern die Basis bilden.
Mangelnde Nachvollziehbarkeit und Konsistenz der Regelungen
Sicherlich muss im Zuge der Pandemie die Reisetätigkeit eingeschränkt werden. Trotzdem ist es nicht nachvollziehbar, warum bei Amateurvereinen bis zu 1000 Zuschauer zugelassen sind und bei Profisportvereinen 0. Die Vereine haben alles dafür getan, Hygienekonzepte umzusetzen. Zudem gibt es offenbar keine klare Datenlage, wie viele Zuschauer sich im Rahmen der Veranstaltungen seit dem letzten Sommer angesteckt haben. Zudem braucht eine Veranstaltung unter Corona-Bedingungen eine sorgfältige Planung was den Ticketverkauf sowie den Einlass und die Umsetzung angeht.
Keine Sonder- Sonder Gleichbehandlung für den Profisport
„Wir brauchen nachvollziehbare und vor allem für alle Sektoren aus den veranstaltenden Bereichen gleiche Konzepte, um die handelnden Vereine, Mitarbeiter*innen und vor allem die Bevölkerung nicht weiter zu verunsichern“, sagt Oke Göttlich, Präsident des FC St. Pauli. Dabei stellt HSV-Vorstand Dr. Thomas Wüstefeld klar, dass es nicht um eine Sonderbehadlung für den Profisport geht: „Mir erschließen sich die unterschiedlichen Verordnungslagen für Veranstaltungen in Innen- wie Außenbereichen ebenso wenig wie die Unterscheidungen zwischen Kultur und Sport. Diesbezüglich haben wir dringenden Klärungs- und Gesprächsbedarf. Wir als Profisportorganisation wollen keine Sonderbehandlung, sondern eine angemessene Gleichbehandlung.“
Der Präsident des Handball SV Hamburg, Marc Evermann, sieht vor allem die Kurzfristigkeit der Rahmenbedingungen kritisch: „Grundsätzlich sind wir mit allen Schutzmaßnahmen einverstanden, aber wir brauchen verlässliche Rahmenbedingungen und klare Vorgaben, die wir auch rechtzeitig kennen.“ Sven Gösch, der Geschäftsführer der Crocodiles Hamburg sieht die Existenz der Hamburger Profisportvereine gefährdet: „Die neue Verordnung wirft viele Fragen auf. In Bezug auf die Gleichbehandlung der Veranstalter*innen, aber auch in Bezug auf die Zukunft der Profisportvereine Hamburgs, deren Wettbewerbsfähigkeit oder gar Existenz ohne wirtschaftliche Unterstützung der Stadt oder des Bundes stark gefährdet ist.“
Marvin Willoughby, der Geschäftsführer der Hamburg Towers begrüßt das Gesprächsangebot der Behörde: „Dieser Gesprächsfaden muss schnellstens aufgenommen werden, um den Profisportstandort Hamburg nicht nachhaltig zu schädigen und vor weiteren Wettbewerbsnachteilen zu schützen.“ Die Hamburg Towers hat es besonders betroffen, da sie sich zu Saisonbeginn nehmen der BBL mit der zusätzlichen Teilnahme am EuroCup finanziell weit aus dem Fenster gelehnt haben. Sie sind damit der einzige Hamburger Verein, der an einem internationalen Wettbewerb teilnimmt. Um die Kosten für die Öffnung der Halle auszugleichen, sind rund 1800 Zuschauer nötig.