Sonderausstellung zu Hamburgs kolonialer Vergangenheit
Grenzenlos. Kolonialismus, Industrie und Widerstand im Museum für Arbeit
Der Tod des Afroamerikaners George Floyd hat die Debatten zum Thema „Struktureller Rassismus“ neu entfacht. Mit der Frage nach den Anfängen und Ursachen beschäftigt sich nun das Museum der Arbeit. Die Sonderausstellung Grenzenlos. Kolonialismus, Industrie und Widerstand geht der Frage nach, wie sich Herrschaftsstrukturen im europäischen Kolonialismus im 17. und vor allem im 19. Jahrhundert auch noch in unserer heutigen globalisierten Ökonomie wiederfinden. Dabei steht insbesondere die Rolle Hamburgs im verharmlosenden Narrativ als „hanseatische Kaufmannstadt“ im Vordergrund.
Die Ausstellung stellt als historischen Ausgangspunkt die Verarbeitung von Rohstoffen wie Palmöl, Kautschuk und Elfenbein in den Vordergrund, die Hamburger Unternehmen zur Herstellung von Alltagsprodukten wie Kämme, Badehauben oder Regenschirme nutzten. Dabei ist auch der Ort der Ausstellung historisch: Die New-York Hamburger Gummiwaren-Fabrik war zeitweise auf dem Gelände des Museums für Arbeit ansässig.
Zwangsarbeit und Sklaverei
Zentrales Thema der Ausstellung sind die Formen der Arbeit, die bei der Gewinnung der Rohstoffe für die koloniale Industrie in den Herkunftsländern zum Tragen kamen, aber auch der Widerstand. Die auf den Plantagen arbeitenden Menschen wurden versklavt oder zur Zwangsarbeit verpflichtet. Die systematische Ausbeutung in Mittel- und Südamerika, Afrika, Asien und Ozeanien hinterlässt auch heute noch ihre Spuren und führt zu Flucht und Arbeitsmigration.
Perspektivwechsel
Die Sonderausstellung ist dabei nur als Anfang der Aufarbeitung zu sehen. Für eine nachhaltige Verarbeitung sind Dauerausstellungen in anderen Häusern der Stiftung Historische Museen Hamburg geplant, die die Thematik aus unterschiedlichen Perspektiven begleiten. Führungen durch die Ausstellung und an die Stätten in Hamburgs, die Zeugnis von der wirtschaftlichen Verflechtung der hamburgischen Wirtschaftsgeschichte ablegen, belegen den aktuellen Hintergrund der Ausstellung. Angebote für Schulen und parallele Veranstaltungen der Volkshochschule sollen eine nachhaltige Debatte in der Breite der Bevölkerung in Gang setzen.
Die Ausstellung Grenzenlos. Kolonialismus, Industrie und Widerstand wurde gemeinsam mit zivilgesellschaftlichen Experten und Expertinnen erarbeitet. Mit dem offenen Konzept gibt es jeden ersten Montag im Monat die Möglichkeit, mit Ausstellungslotsen ins Gespräch zu kommen. Sie findet vom 30. September 2020 bis zum 11. April 2021 in den Räumen des Museums für Arbeit, Wiesendamm 3, 22305 Hamburg statt.