Jonas Boldt neuer Sportvorstand beim HSV
Ralf Becker muss nach katastrophaler Rückrunde gehen
„Jetzt wird alles besser“, lautete ein mit fünf Smileys gezierter Post eines Fans bei derOnline-Pressekonferenz auf Facebook. Neben einem neuen Trainer muss nach der Demission von Ralf Becker nun auch wieder ein neuer Sportvorstand her. Mit Jonas Boldt wurde der aber bereits schnell gefunden und heute Morgen vorgestellt. Der Hamburger SV ist wie so oft in den vergangenen Jahren ein Scherbenhaufen. Alles neu macht der Mai. Dabei sah vor ein paar Wochen alles noch rosig aus.
HSV-Krise nach verpasstem Aufstieg
Herbstmeisterschaft, Pokal-Halbfinale, Derbysieg, Aufstiegsplatz, Konkurrenten im Krisenmodus – es war alles gerichtet für eine Aufstiegsfeier auf dem Rathaus-Balkon. Es kam aber anders. Die Erfolge der Hinrunde täuschten über die eigenen Schwächen hinweg. Ein Team, das in der Rückrunde lediglich 16 Punkte ergatterte und für einen angehenden Bundesligisten viel zu wenig Tore schießt. Ein Team ohne Führungsspieler, das n den entscheidenden Saisonphase die Bigpoints verpasste.
Es wäre besser, sich für den Aufstieg mehr Zeit zu geben und in Ruhe ein Team aufzubauen. So funktioniere aber der HSV nicht, bemerkte Trainer Hannes Wolf bei der Bekanntgabe seiner Entlassung. „Ich kann mich ja nicht hier hinsetzen und sagen, wir wollen Fünfter werden“, warf Ralf Becker ebenso ratlos ein. In Anbetracht zahlloser entlassener Führungspersönlichkeiten wollte man nicht schon wieder den Trainer opfern.So wurde es versäumt, rechtzeitig gegenzusteuern. Zurück bleibt ein Scherbenhaufen, der möglichst schnell zu einem schlagkräftigen Team werden muss. Denn jedes weitere Jahr in der 2. Bundesliga belastet die Finanzen des ohnehin schon klammen Clubs mehr.
Jonas Boldt will Vertrauen zurückgewinnen
Ein sichtlich angespannter Max-Arnold Köttgen versuchte heute, das Geschehen zu resümieren und stellte den neuen Sportvorstand Jonas Boldt den Hamburger Journalisten vor. Der meisterte die Situation eloquent und erstaunlich souverän. Er soll nun in den kommenden beiden Jahren die Geschicke des ins Straucheln geratenen „Dinos“ leiten und zusammen mit Sportchef Michael Mutzel den Traditionsclub wieder in die Bundesliga führen. „Ich glaube, wenn die zwei Jahre dann auch eintreffen, ist das schon ein großer Erfolg“, sagt Boldt und deutet damit an, dass er offenbar weiß, worauf er sich einlässt.
Der bestehende Kader mit den Neuzugängen Dudzik, Gyamerah, Kinsombi und Hinterseer soll noch ergänzt werden. Es soll vor allem eine Mannschaft werden, die sich mit dem Verein und der Stadt identifiziert. „Vor allem geht es darum, das Vertrauen der Menschen zurückzugewinnen, dass der HSV für etwas steht.“ Oha, klingt nach einer Mammut-Aufgabe. Dazu ginge es erstmal darum, zurück zu den Basics zu gehen.
Die wichtigste Aufgabe ist jetzt einen Trainer zu finden, der Ruhe ausstrahlt, die sichtlich talentierten Spieler fördern und verbessern und daraus ein Team aufbauen kann. Der erfahrene Dieter Hecking scheint ebenso im Gespräch zu sein wie Bruno Labbadia, für den es die dritte Amtszeit beim Hamburger SV wäre. Auch Andre Breitenreiter ist ein Kandidat, dem bereits mit Paderborn und Hannover 96 der Aufstieg gelang.
Man kann Jonas Boldt nur ein gutes Händchen wünschen. Sachverstand hat er in seiner 15-jährigen Tätigkeit bei Bayer Leverkusen schon bewiesen. Dort stand er allerdings in zweiter Reihe hinter Rudi Völler, was aber nicht bedeuten muss, dass er es nicht auch allein bewältigen kann. Boldt war auch bei anderen Mannschaften im Gespräch, hat sich aber für die vermutlich schwierigste Aufgabe entschieden. Allein für den Mut gebührt ihm Respekt.