Festakt zum 100. Geburtstag von Helmut Schmidt
Feierlichkeiten in der Elbphilharmonie mit einem Blick auf Zeitgeschichte
Ein Festakt in der Elbphilharmonie beendete heute die Feierlichkeiten anlässlich des 100. Geburtstages von Helmut Schmidt. Nachdem die Foto-Ausstellung „100 Jahre in Bildern“ die Feierlichkeiten zum Jubiläum am 23. Dezember eröffnete, erinnerten Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, die EU-Außenbeauftragte Frederica Mogherini, Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher und der Kuratoriumsvorsitzende der Helmut Schmidt-Stiftung Peer Steinbrück in ihren Reden an das Wirken des Bundeskanzlers a. D.
Das Ensemble Resonanz und die im Jahr 1971 vom damaligen Verteidigungsminister ins Leben gerufene Bigband der Bundeswehr begleiteten die Feierlichkeiten musikalisch. Nach einer Intro der Bigband mit dem Titel My Way erinnerten Peer Steinbrück und Bürgermeister Tschentscher an den Politiker, der auch als international geachteter Politiker sich immer zu seiner Heimatstadt Hamburg bekannt hatte.
Helmut Schmidt mit festen Wurzeln in Hamburg
Aufgewachsen im Stadtteil Barmbek verbrachte er auch während seiner Zeit als Staatsmann auf internationaler Ebene viel Zeit in seinem Reihenhaus in Hamburg-Langenhorn. Dort empfing er auch Gäste wie den französischen Staatspräsidenten Valery Giscard d’Estaing oder den US amerikanischen Außenpolitiker Henry Kissinger.
Entschlossenes politisches Wirken in unruhigen Zeiten
Seine Verdienste um die Hansestadt im Rahmen der Flutkatastrophe im Jahr 1962 sind allgemein bekannt. Mit entschlossenem Handeln auch gegen behördliche Bestimmungen rettete er als Organisator zahlreiche Menschenleben. Gemeinsam mit Willy Brandt und Herbert Wehner war er eine der tragenden Säulen der SPD in 13 Jahren sozialliberaler Koalition.
Es sind die Bilder, die Zeitgeschichte erzählen. Sein gesamtes politisches Wirken war von der Idee bestimmt, Europa zusammenzuführen. „Helmut Schmidt ist wohl der bekannteste Ehrenbürger unserer Stadt, ein weltweit geachteter Staatsmann,.dessen Lebenswerk, Weitsicht und Handlungsgrundsätze heute in Festreden gewürdigt werden“, sagt Bürgermeister Tschentscher. Seine Gradlinigkeit machte ihn zu einem streitbaren, aber glaubwürdigen und verlässlichen Politiker.
Bundespräsident Steinmeier ging in seiner Rede auf den Ruf eines autoritären Führungsstils ein: „Diese souveräne und konsequente Übernahme von Führungsverantwortung trug ihm allerdings auch den, wie ich gleich begründen möchte, falschen Ruf eines autoritären Führungsstils ein. Ein autoritärer Führer hätte sich nicht auf dem Höhepunkt der größten Staatskrise von vier Schriftstellern, Kulturschaffenden beraten lassen, er hätte sich nicht mit Intellektuellen getroffen,die in vielen Fragen anderer Meinung waren.“
Die schwierigste Zeit durchlebte er wohl mit der Ermordung von Hans-Martin Schleyer, nach seiner Entscheidung, nicht auf die Forderungen der Entführer einzugehen. Seine Zeit als Bundeskanzler endete mit einem Misstrauensvotum, worauf hin er das Amt an Helmut Kohl abgeben musste.
Ein leben nach der politischen Karriere als Herausgeber der ZEIT
Nach seiner politischen Karriere nahm er über lange Jahre als Verleger der Zeitschrift ZEIT weiterhin Einfluss auf das gesellschaftliche Geschehen. Entspannung fand er beim Segeln und in der Musik.. Er spielte selber Klavier.
Das Ensemble Resonanz bildete mit den Goldberg Variationen BMV 988 von J. S. Bach den Abschluss der Feierlichkeiten. Mit den Erinnerungen und unterschiedlichen Perspektiven der Redner rief der Festakt ein Stück Zeitgeschichte wieder ins Leben.
Foto: ©Beate Eckert-Kraft