Sport am Rothenbaum langfristig gesichert
Modernisierungen werten Turnierstandort für Tennis und Beach-Volleyball auf
Das Tennisturnier am Hamburger Rothenbaum ist eines der traditionsreichsten der Welt. Seit 1892 wird hier alljährig ein Sandplatz-Turnier durchgeführt. Nach der Übernahme der Turnierleitung durch Familie Reichel soll das Turnier einen neuen Impuls bekommen. Die beteiligten Partner konnten sich nun auf die Finanzierung umfangreicher Modernisierungsarbeiten einigen. Ausschlaggebend dabei ist eine Privatspende in Millionenhöhe des Hamburger Unternehmers Alexander Otto.
Alle ziehen an einem Strang
Unter dem alten Dach des Center Courts wurden die Pläne zur Aufwertung und Sanierung der Sportanlage am Rothenbaum vorgestellt. Beteiligt sind die Stadt Hamburg, der Deutsche Tennis Bund DTB, der Club an der Alster sowie der Unternehmer und Mäzen Alexander Otto. An der Projektplanung haben auch Familie Reichel als Veranstalter der Hamburg Open und die Verantwortlichen der der Beach Majors, die im Sommer die Beachvolleyball WM hier austragen, mitgewirkt. Dem Hamburger Sportsenator Andy Grote ist es offenbar gelungen, innerhalb kurzer Zeit die unterschiedlichen Partner zusammenzubringen.
Reparatur des Stadiondachs hat Priorität
Nachdem zunächst nur das Dach saniert werden sollte, nimmt das Projekt durch die private Spende von Alexander Otto von bis zu 8 Millionen Euro eine völlig neue Wendung. Otto hatte im Oktober angeregt, nicht nur Reparaturarbeiten vorzunehmen, sondern das gesamte Stadion zu modernisieren. Zunächst aber liegt die Priorität auf des Reparatur des Stadiondaches, das bis zum Start der Beachvolleyball Weltmeisterschaft am 28. Juni 2019 fertig sein soll. So sind auch die drei Wochen später beginnenden Tennis Hamburg Open gesichert.
Vollständige Sanierung der Anlage bis 2020
Mit den zur Verfügung gestellten Mitteln soll im Anschluss an die beiden Turniere dann eine komplette Modernisierung der Anlage vorgenommen werden. Die schließt die Sitzplatz-Bereiche des Center Court sowie der Nebenplätze M1 und M2 ein. Dabei wird die Anzahl der Plätze im Center Court auf 10.000 reduziert. Dies entspricht der Mindestanforderung für die Rückkehr der Hamburg Open in die prestigeträchtige Masters-Kategorie der ATP-Turniere.
Zudem soll die Außenfassade einen neuen Anstrich erhalten. Der Spieler-Bereich wird wesentlich attraktiver gestaltet werden. Auch für den Eingangsbereich und die restliche Anlage ist eine Modernisierung vorgesehen. Daran sind auch die Stadt sowie der DTB mit jeweils einer Millionen Euro beteiligt. Die komplette Modernisierung soll bis zum Turnierstart im Jahr 2020 fertig sein. „Wir werden Hamburg auf der Tennis-Landkarte wieder aufleuchten lassen“, sagt dazu Andy Grote.
Zusätzlich zu den ATP Hamburg Open wird auch ein Damen-Turnier in Betracht gezogen. Dabei ist noch unklar, ob dieses Event zeitgleich mit den Herren ausgetragen werden soll. Bei so einem Combined-Event für Damen und Herren wären wohl zusätzliche Plätze auf Ausweichanlagen vonnöten, um gerade die Austragung der eng getakteten ersten Turniertage zu sichern. Da dies die Attraktivität der Turniere mindern könnte, ist alternativ auch vorstellbar, die Veranstaltungen in zwei auf einender folgenden Wochen anzusetzen.
Zusammenhalt sichert langfristige Zukunft als Austragungsort
Die Maßnahmen sind als Investition in die Zukunft gedacht. So ist mit Familie Reichel der Verbleib des Tennisturniers für die nächsten fünf Jahre vertraglich vereinbart. Aber das soll nicht alles sein. „Mit den Maßnahmen können wir gewährleisten, dass das Turnier langfristig in Hamburg bleibt. „Wir gehen von 10 Jahren plus aus“, sagt DTV-Vorsitzender Ulrich Klaus. Auch Dr. Carsten Lütten, der Vorsitzende des Club an der Alster, bekräftigt den Willen: „Wir wollen das Turnier hier halten.“
Die rote Asche soll bleiben
Die Entscheidung, ob die Hamburg Open ein Hartplatz-Turnier werden, ist dem Dachverband der Profis im Herrentennis ATP vorbehalten. Einige Spitzenspieler hatten sich in den vergangenen Jahren über die Terminplanung beklagt und von einer Teilnahme abgesehen, weil sie sich zum Turnier-Zeitpunkt bereits in der Vorbereitung auf die Hartplatz-Saison befinden würden. Dem entgegnete nun vor allem der DTB-Vorsitzende Ulrich Klaus, dass es gerade in Europa viele hochklassige Spieler gäbe, die sich über die verlängerte Sandplatz-Saison nach Wimbledon freuen würden. Zudem sei der Club an der Alster nicht daran interessiert, alle Plätze dauerhaft auf Hartplatz umzubauen. Temporäre Hartplatz-Beläge bergen Schwierigkeiten in der Handhabung, sind überaus empfindlich gegen Feuchtigkeit. Und so bekannten sich die Redner durchweg zum Sandplatz als Untergrund der Hamburg Open.
Wir dürfen also gespannt sein, wie sich der Standort für Tennis und Beach-Volleyball in den nächsten Jahren entwickeln wird. Die Geschlossenheit, in der die Beteiligten auftreten, ist auf jeden Fall ein Fingerzeig, dass es bergauf geht. Auch die Zusammenarbeit zwischen den Veranstaltern der Tennis- und Beach-Volleyball-Turniere wird sich intensivieren.
Doch bei dieser rosigen Zukunft lohnte sich auch der Blick in die Vergangenheit. Mäzen Alexander Otto bedankte sich noch einmal ausdrücklich bei dem ehemaligen Turnierdirektor Michael Stich, der das Turnier trotz widriger Umstände „am Leben gehalten“ hatte. Dem kann man nur zustimmen und hoffen, dass das Engagement für den Sport am Rothenbaum langfristig erhalten bleibt.
Fotos: ©Beate Eckert-Kraft