New Orleans trifft Hamburg – 6. ELBJAZZ Festival im Hafen
Zum sechsten Mal wurde am Wochenende der Hamburger Hafen zum „Umschlagplatz für Jazz“. Das seit 2010 auf mehreren Bühnen Hafen stattfindende ELBJAZZ Festival hat sich zu einem unverzichtbaren Event der Stadt entwickelt und in diesem Jahr 15 000 Besucher angezogen. Mit Barkassen und durch den alten Elbtunnel können die Besucher die zehn Bühnen im Hafen erreichen und über zwei Tage zwischen mehr als 50 Konzerten wählen. Die Hauptbühnen liegen auf dem Werftgelände von Blohm & Voss, von dem aus im letzten Jahr die Queen Mary die Besucher mit einem lauten Schiffssignal begrüßte. Damit konnte die Werft in diesem Jahr nicht dienen, dafür war der Blick auf die Stadt frei.
Der Regen hörte kurz vor Festival-Beginn am Freitag auf, es war aber noch ziemlich kalt. Aber spätestens mit dem Auftritt von Dee Dee Bridgewater, die noch vor ihrem Auftritt beim Soundcheck ankündigte, dass es bei der Kälte „no sexy outfit“ geben werde, mutierte Elbe zum Missisipi-Delta. Zusammen mit dem finnischen OMO Orchestra und Irvin Mayfield an der Trompete präsentierte die in der Tradition der großen Ladies des Jazz stehende, aber inzwischen selbst zur Ikone gewordene Sängerin Jazz-Standards. Das Konzert auf der Hauptbühne bei Blohm & Voss stand ganz unter dem Zeichen „Do You Know What It Means to Miss New Orleans“.
Souljazz gab es mit Allan Harris auf der Open Air Bühne im Hansahafen.
In der intimen Atmosphäre der Hauptkirche St. Katharinen bekam das virtuos aufspielende das Omer Klein Trio Standing Ovations. m Mitternacht sorgte hier noch der zweifache Preisträger ECHO Jazz Michael Wollny zusammen mit der israelischen Cembalistin Tamar Halperin für Furore.
Höhepunkten des zweiten Festival-Tages gehörte das Konzert von Monty Alexander, der zusammen mit dem Harlem Kingston Express auftrat. Bei dem unglaublich entspannten Mix aus Reggae und Jazz-Piano Grooves nach Oscar Peterson lugte gleich die Sonne hinter den Wolken hervor. Gut an kam auch eine Version von Bob Marley’s „No Woman no Cry“.
Auf dem Schaufelraddampfer Louisiana Star und später auch der Blohm & Voss Bühne „Am Helgen“ zeigte Cécile McLorin Salvant, warum sie im letzten Jahr nach dem Debütalbum „Woman Child“ diverse Preise absahnen konnte.
Mit einem Bass, der selbst selbst Barry White in die Knie zwingt, und groovendem Soul-Jazz-Funk begeisterte in der Nacht der sizilianische Sänger Mario Biondi die nicht mehr frierenden Zuschauer.
Auch im nächsten Jahr wird es am letzten Mai-Wochenende ein ELBJAZZ Festival geben, es findet vom 27.-29. Mai 2016 statt.
Foto: (c) Mattias Kreft